Thema Takt, Teil 3 oder Reiten bedeutet „Verschieben von Gewicht“
Eine meiner Reitlehrerinnen, die mich mit am meisten geprägt und beeindruckt hat ist mit Sicherheit Antje Bandholz aus dem hohen Norden (Raum Hamburg). Sie sagt immer ganz salopp: Reiten ist eigentlich nur ein Verschieben des (Gleich-)Gewichts, und sie hat absolut Recht damit!
Wenn man als Reiter einmal fähig ist, zB das (Über-)Gewicht von der „starken“ Schulter des Pferdes auf die schwächere zu verschieben, sowie vom Tragkraftbein auf das Schubkraftbein, bzw. überhaupt vom vorhandlastigen Pferd Gewicht in Richtung Hinterhand zu balancieren, dann hat man schon viel erreicht. Wenn man dann irgendwann ein Pferd so durchlässig gemacht hat, dass es wirklich einfach ist, das Gewicht zu verschieben, dann ist der Weg nicht nur zu Seitengängen in allen Varianten und Gangarten offen, sondern auch zu „echten“ höheren Lektionen.
Bleiben wir aber erst einmal auf einem guten Grundniveau, denn das ist wahrscheinlich der Bereich, in dem die meisten Pferde und Reiter sich bewegen – und das ist völlig in Ordnung! Was mir aber schon sehr wichtig ist, ist die Tatsache, das man wirklich verstehen sollte, dass ein Pferd – genauso wie ein Mensch – einfach „schief“ ist und eben ein Rechtshänder oder Linkshänder. Dieser Fakt ist GANZ wichtig zu beachten im täglichen Training – egal ob vom Boden aus, unter dem Sattel oder an der Longe.
Denn diese „Händigkeit“ wird ein Pferd IMMER beeinflussen und – wenn sie nicht korrigiert wird – und das Pferd trotzdem regelmässig vom Menschen gearbeitet wird, wird sie zwangsläufig zu Probleme führen. Und das kann wirklich schwere gesundheitliche Schäden mit sich führen oder Pferde sogar zu „Problempferden“ werden lassen…
Ich habe das große Glück, vielen Pferden in meinem Leben bereits begnet zu sein. Und es gibt wohl kaum ein Pferd, von dem ich nichts gelernt hab. Ganz besonders viel gelernt hab ich aber von einigen meiner eigenen Pferde, beispielsweise vom Isländer Eldir. Obwohl in einem gut behüteten Umfeld aufgewachsen und von tollen Elterntieren abstammend, zeigt Eldir eine recht ausgeprägte natürliche Schiefe.
Nachdem er ein Gangpferd ist (Isländer, 4-Gänger) zeigt er seine Schiefe in einem veränderten Takt bzw. in einem Wechsel der Gangarten. Ist Eldir gut balanciert (siehe Foto) und tragen seine beiden Schultern relativ gleich viel Gewicht, zeigt Eldir einen wunderbaren Trab. Fällt er jedoch auf seine stärkere (rechte) Schulter, bekommt er Probleme mit der Losgelassenheit und als Konsequenz mit dem Takt – die Folge ist ein Gangartenwechsel vom schönen, raumgreifenden Trab hin zu einem eher spannigem Tölt…
Diese Tatsache ist mir schon länger klar, jedoch zeigen es wenige Pferde so eindeutig und direkt wie der kleine (SEHR charmante!!!) Eldir. Auch als Nicht-Isländerreiter kann man so viel lernen von ihm, und auch von anderen Gangpferden. Denn nur selten hat man die Chance als Reiter, sein eigenes Tun (oder Nichttun oder Schlecht-Sitzen!!!!) so gnadenlos und direkt von Pferden kommuniziert zu bekommen…
Deshalb fühlt mal beim Reiten bewusst in die Balance und Gewichtsverteilung Eurer Pferde… Wie arbeiten beide Schultern? Wie vorhandlastig (oder auch nicht) ist Euer Pferd? Wie fühlt es sich an, wenn Euer Pferd besser balanciert ist? Auch in der Bodenarbeit und an der Longe kann und sollte der erfahrene Pferdebesitzer sein Auge schulen und geschickt auf die Balance seines Pferdes einwirken…
Wer übrigens mehr über die natürliche Schiefe des Pferdes und die SO WICHTIGE KORREKTUR dieser erfahren will, ist beim Schiefenseminar mit Antje Bandholz am 19. Juni 2014 in Rauris (Salzburger Land) ab 14 Uhr genau richtig (bzw. auch am Reitkurs vom 20. bis 22. Juni 2014)…
Kommen, zuhören und staunen ist die Devise 😉
In diesem Sinne ein balanciertes (für die meisten verlängertes?) Wochenende schon mal 🙂
Eure Sandra
(im Bild Antje mit ihrem selbst ausgebildeten Lipizzaner)