Wenn man oder eher frau eine Reise tut, dann hat sie was zu erzählen. So heißt ein altes, deutsches Sprichwort. Und ja, das stimmt wohl auch. Wenn frau aber eine Reitreise nach Kappadokien macht, dann gibt es UNGLAUBLICH viel zu erzählen. Und genau das möchte ich hier in diesem Blogbeitrag: Einen kleinen (oder eher etwas größeren) Reisebericht von meiner ersten Reitreise mit Pegasus Reitreisen mit Dir teilen. Wenn Du nur einen Bruchteil an Freude mit dem Lesen und dem Anschauen der Fotos und Videos von dieser Reise hast, wie ich während dieser Reise hatte, dann hat sich das Lesen bis zum Ende des Artikels in jedem Fall gelohnt ?
Ich wünsch Dir ganz viel Spaß bei der Lektüre und freue mich, wenn Du mir am Ende einen Kommentar hinterlassen magst. Vielleicht warst Du ja auch schon mal auf einer Reitreise? Wenn ja, verrate mir doch welche und wie es Dir gefallen hat, ich bin gespannt! Für mich steht nämlich eines fest: Reitreisen mache ich ab jetzt öfter! ?
Viel Spaß beim Lesen!
Deine Sandra & Seker
Reitreise Kappadokien 2018 – Die Abenteuerreise meines Lebens ?
Menschen, die mich gut kennen, wissen, ich bin und war immer ein sehr reiselustiger Mensch! Und mehr oder weniger durch Zufall und Empfehlung von Pegasus Reitreisen kam es dazu, dass ich eine Reittour nach Kappadokien unternommen habe. Kappa-was? Kappadokien, ja, genau, ein noch relativ unbekanntes aber WUNDERSCHÖNES Gebiet in Zentralanatolien – sozusagen im Herzen der Türkei. Meine beste Freundin Alex (die auch seit ihrer Kindheit reitet), musste (mehr oder weniger freiwillig) mit.
Köstlich amüsiert haben wir zwei Österreicherinnen uns gleich mal bei der Buchung des Fluges. Die nette Dame aus dem Reisebüro meinte, man brauche für die Türkei obwohl nicht-EU auch kein Visum. „Sehr praktisch“, dachte ich mir. Und dann setzte die Reisebüroangestellte fort: „Außer, man ist Österreicher – aber wer ist das schon…“? Na ja, wir zum Beispiel! ? Ja, wir SIND Österreicherinnen, und das sogar GERN. Ich bin aber seit vielen Jahren Wahl-Bayerin. Haha, sehr gut. Ich liebe Gleichberechtigung für alle. Nun ja, das Online-Visum war schnell erstellt, die Flüge günstig und wir freuten uns auf die gemeinsame Reise.
Los ging es dann am 14. Oktober 2018. Die Flüge mit Turkish Airlines waren komplikationslos und es gab erstaunlicherweise jede Menge warme Mahlzeiten an Board – das ist man ja heutzutage von Kurzstreckenflügen nicht mehr gewohnt. Na ja, Star Alliance halt… Der Umstieg in Istanbul war recht abenteuerlich. Endlose Schlangen an Menschen schieben sich hier durch die Passkontrollen. Ausreichende Umstiegszeit ist also in jedem Fall dringend einzuplanen, sonst wird das mit dem Anschlussflug eher nichts…
In unserer Enddestination Kayseri wurden wir schon von einem Shuttledienst erwartet. Die Schreibweise unserer Namen war Gott sei Dank auch fast korrekt, hier das Beweisfoto:
Beeindruckt war ich neben der Flughafentoilette sofort von dem türkischen Kofferstapelsystem. Die deutschen TÜV-Sicherheitsmitarbeiter würden mit GARANTIE die Hände über den Kopf zusammen schlagen. Aber Alex und ich waren amüsiert und bestens gelaunt.
Ab hier war schon klar: Türkei ist anders als Deutschland oder Österreich! Aber gut, wir waren ja auf Abenteuer eingestellt und das sollten wir wohl auch bekommen!
Kappadokien ist als „Unesco-Weltkulturerbe-Landschaft“ gelistet. Und das zurecht! Denn noch nie habe ich so eine einzigartige, bizarre und zugleich wunderschöne Landschaft gesehen wie hier!
Die Berge und natürlichen „Steintürme“ sind einmalig und es gibt jede Menge cooler „Cavehotels“, also Unterkünfte in Höhlen. Genau so eine hat uns auch gleich am ersten Abend erwartet. Im Hotel angekommen wurden wir dann auch schon zum gemeinsamen Abendessen mit den anderen Teilnehmern und Niko, unserem französisch stämmigen Guide, erwartet.
Eines vorweg: Hinsichtlich der Kulinarik muss ich sagen, wurden meine Erwartungen nicht nur erfüllt, sondern sogar übertroffen! Bei einem ehemaligen Hotelierskind mit Gourmetgäumchen keine einfache Leistung! Es gab die gesamte Woche über sehr leckeres, abwechslungsreiches, traditionell türkisches Essen. Auch für Vegetarier ist diese Reise absolut geeignet und uns allen hat die Vollpension prima geschmeckt.
Beim ersten Abendessen haben wir uns alle vorgestellt und auch unseren Guide Niko gleich „richtig“ kennengelernt. Mit richtig meine ich, dass er keinen Zweifel daran ließ, was uns in dieser Woche erwarten würde: Nämlich Hardcore-Sport. Drei Teilnehmer unserer Gruppe waren etwas schockiert, als sie erfuhren, was da so auf dem Programm stand: Täglich im Durchschnitt 35 km reiten und auch teilweise zu Fuß steilwandige Berge (mit vergleichsweise dünner Luft) erklimmen. Ich hatte kurz davor gerade Grippe gehabt und mein Husten war noch nicht weg. Aber als Pferdeprofi und grundsätzlich sportlicher Bergösi machte ich mir trotzdem keine Sorgen, andere Gruppenteilnehmer hingegen schon.
Offensichtlich gab es leider bei den internationalen Beschreibungen der Reittour in den amerikanischen und tschechischen Katalogen eine komplette Fehlbeschreibung und so wurde der Kapadokya Ranch Trail Ride als „easy to moderate“ also „leicht“ bis „mittelschwer“ eingestuft. Im Pegasus-Reitreisen-Katalog hingegen korrekterweise als „schwer und fordernd“. Na ja, ich dachte: „Wir werden sehen…“! Wir drehten noch eine kleinen Abendspaziergang durch das Dorf und kauften gleich mal unseren ersten Poncho für fünf (!!!) Euro und gingen dann in unsere Höhle, um uns von der doch etwas anstrengenden Reise zu erholen.
Reittag 1 – Es geht los!
Nach einem guten Frühstück mit sensationellem Ausblick starteten wir dann am Morgen zur Farm von Niko, der Kapadokya Ranch. Wir waren alle sehr gespannt, manche von uns auch etwa nervös. Wir waren eine bunt gemischte Truppe: eine Deutsche (ein alter Pegasus-Reitreisen-Hase, ich glaube, es war ihre sechste (!!!) Tour mit Pegasus), eine Tschechin, ein amerikanisches Pärchen, eine Australierin, eine Ukrainerin und wir zwei Österreicherinnen.
Die Kapadokia Ranch beherbergt neben Niko und seiner Familie 25 Araber- und Arabermixpferde, einige sehr süße Esel, Ziegen, Hühner, Kaninchen, Hunden und andere Tiere. Die Pferde sind teilweise ehemalige Rennpferde. Mittlerweile züchtet Niko aber auch edle Araberpferde selbst.
Wir bekamen erst mal eine interessante und wichtige theoretische Einführung über die „Do’s und Don’ts am Wanderritt“, über das Ausrüstungszeug unserer Reitpferde und dann bekamen wir auch unsere Pferde für die Woche vorgestellt. Mein Pferd war Seker (zu Deutsch: Zucker), eine bereits 20jährige Araberschimmelstute und langjähriges „Guide-Horse“ von Niko. Ich wollte auf der Reise auch ein paar Fotos schießen (ich bin ja auch gelernte Fotografin und Pferdejournalistin) und hatte mir ein „routiniertes“ Pferd gewünscht. Tja, und das hab ich mit Seker auch bekommen. Entgegen ihrem Namen war die erste Begrüßung nicht zuckersüß, sondern eher frostig. Sie war anfänglich wohl nicht so angetan von der Idee, mit mir eine ganze Woche gemeinsam zu verbringen.
Als ganzheitliche Pferdegesundheitsexpertin habe ich mein Zuckerpüppchen gleich als „Leberpferd“ klassifiziert – vom Grundcharakter sehr schlau, aber schnell eher ärgerlich und nennen wir es ein „dominanter Individualist“. Ja, das war sie – und ich auch! ? So weit so gut. Ich nahm mein vierbeiniges Spiegelbild also an der Hand und ging zu den anderen Teilnehmern. Wir hatten als erstes einen recht anspruchsvollen, zwei Kilometer langen Trailparcours auf dem Hof zu bewältigen. Es gab viele natürliche Hindernisse wie recht steil bergauf und bergab führen bzw. reiten – und das teilweise im Galopp, über kleine Gräben springen, still stehen an vorgegebenen Positionen, durch enge Wendungen reiten, Stufen erklimmen uvm. zu überwinden. Eine Art „Extreme Trail“ also. Zuerst absolvierten wir den Trail zu Fuß, dann im Sattel.
Nach der Führrunde stieg ich also in meinem wirklich überraschend bequemen Wanderreitsattel. Niko baut diese Sättel selbst! Ich war gleich fasziniert vom handwerklichen Geschick unseres französischen Anführers. Generell war die Ausrüstung einfach, aber sehr praktisch und gut durchdacht, sowie äußerst gepflegt. Mein erster Ritt auf diesem kleinen „Parcours“ war bereits ein Abenteuer und überwältigend. Schon die unglaubliche Schönheit der Landschaft direkt ab Hof ließ mich im Atem stocken und gleich mein Handy mit Fotos voll schießen.
Aber nicht nur die Landschaft gefiel mir von Anfang an, auch mein kleines, zähes, etwas kratzbürstiges Lebertyp-Stütchen machte mir von Beginn an Freude. Bereits bei den ersten Schritten wurde klar: Seker ist eine kleine Kämpferin und trotz ihres etwas fortgeschrittenen Alters in Topform, und dabei leicht und fein an den Hilfen stehend. Sie war trotz Hufeisen unglaublich trittsicher! (Ich bin ja bekanntermaßen Barhufpflegerin und der Überzeugung, dass Barhufpferde mehr „Gefühl“ in ihren Hufen haben, als beschlagene Pferde). Dazu ein bequemer Sattel, sowie bestes Wetter und optimale Temperaturen von ca. 25 Grad – ich dachte: „Besser kann es nicht werden“ – aber die Erlebnisse der nächsten Tage sollten mich eines Besseren belehren!
Ich ritt also voller Vorfreude durch den Parcours und musste ungefähr an jeder Kurve bereits ein „schnelles Handyfoto“ machen. Fotografin halt. Und Touristin. Schlechte Kombi. Tja, und so hab ich auch gleich den Anschluss an meine Gruppe verloren. War eh klar. Als Orientierungsnull nicht ganz optimal. Also übergab ich Seker das Kommando und schaute, was sie machte. Sie kannte ihren Job und trat mit gespitzten Ohren und fleißigen Gängen den Heimweg an. Ich war zufrieden – und sie auch. Ich wusste: Auch wenn ihre Hülle außen etwas rau ist, wir werden eine super Woche haben und ich werde mich auch adäquat bei ihr bedanken. Schließlich war sie MEIN Pferd für die Woche und uns war mittlerweile beiden klar: Wir passen gut zusammen, sehr gut sogar!
Als wir beide dann als Letzte endlich wieder am Hof angekommen waren, gab es schlechte Nachrichten. Eine Reiterin würde mit Sicherheit den Ritt nicht mit uns mitmachen können. Ihr Reitniveau war nicht fortgeschritten genug. Das amerikanische Ehepaar (mit schlechter Reiseberatung, die zwei wurden fälschlicherweise auf eine „Türkei-Entspannungsreittour“ gesendet) hatte Bedenken, ob sie fit genug waren (sie waren beide um die 60 Jahre alt und bereits von der Anreise erschöpft). Ich war erstaunt über Nikos Klarheit, aber bereits am Ende des ersten Tages wusste ich, warum Niko diesen „Testparcours“ angelegt hatte. Ohne ihn könnte er nicht einschätzen, ob die Teilnehmer fit genug sind, die restlichen 6,5 Tage zu bewältigen. Und tatsächlich, ich dachte, ich wäre ein „sportlicher Geländereiter“. Aber nach dieser Woche wurde mir klar: Ich machte bislang lediglich Kindergartenausritte!
Kappadokien Trail Ritt – Jetzt weiß ich, ich war früher ein „Kindergartenausreiter“
So ritten wir also los, bereits eine Teilnehmerin weniger und viele von uns leicht aufgeregt. Der erste Galopp ließ nicht lange auf sich warten und er war: HUI, SCHNELL und lang und BERGAB! Ich war direkt hinter Niko und konnte mich auf meine kleine Seker verlassen. Sie war unglaublich geschickt und gut balanciert und schien Saugnäpfe auf ihren Hufen zu haben. Aber um meine Freundin Alex machte ich mir bei dem Tempo und Gelände etwas Sorgen. Sie saß schon zwei Monate nicht mehr im Sattel (zugegebenermaßen nicht GANZ optimal, wenn man so eine Reittour macht). Sicherheitshalber ritt ich die gesamte erste Galoppstrecke mit umgedrehten Kopf – immer mit Argusaugen auf meiner „best buddy Alex“. Aber sie hat diese Feuertaufe gut gemeistert. Sie hatte auch noch das schnellste Pferd erwischt – ein ehemaliges Rennpferd namens „Roman“, zu Deutsch: Zigeunerin.
Das Pferd von meiner Freundin Alex war wirklich besonders lustig – und verfressen! Sie war immer auf der Suche nach etwas Essbarem, was sie ohne Geschwindigkeitsverlust im gehen mitnahm. Ein Ästchen hier, ein Grasbüschel da, aber immer mit einem breiten Grinsen im Gesicht, sodass kein Pferdeliebhaber der Welt ihr hätte bös sein können.
Sie hat uns in jedem Fall amüsiert – Alex und mich. Die gesamte Woche lang. Sie war die Meisterin im lustige Grimassen schneiden! So was habe ich in meiner gesamten Pferdelaufbahn noch nicht erlebt. Ein echter Clown und ein tolles, zähes Pferd dazu
Am ersten Tag ritten wir entlang des Uzengi Canyons und galoppierten auf schier endlosen Hochplateaus. Ich kam mir vor wie in einem Westernfilm. Nur fehlte der Cowboyhut und die Indianer.
Mittags hatte ich Hunger wie ein Wolf. Es gab ein köstliches Buffet mitten in der Prärie. Mit Allerlei selbstgemachten Spezialitäten. Natur pur in der Natur sozusagen. Einfach wunderbar!
Meine Seker war perfekt für mich geeignet, denn ich konnte sowohl am Anfang als auch am Ende der Gruppe reiten und durfte mich auch von der Gruppe entfernen und so ein paar wundervolle Landschaftsaufnahmen schießen.
Sie war ja lange Führpferd mit Niko gewesen und deshalb sehr routiniert und unkompliziert. Die ersten Tage waren auch Nikos Hunde mit dabei. Ich war erstaunt von deren Kondition und auch der Kondition aller Pferde!
Auch die Trittsicherheit der Pferde imponierte mir enorm! Bereits an Reittag 1 wurde mir klar: Bis jetzt war ich kein sportlicher Geländereiter – ich ritt verglichen mit hier auf Kindergartenniveau! Hier zeigen domestizierte Pferde, wofür sie in der Lage sind: Lange Strecken in unwegsamen Gelände problemlos zurück zu legen.
Auf besonders felsigem, steilen Gelände wurden die Pferde teilweise auch geführt – aber nicht immer.
Für mich als ganzheitliche Pferdeexpertin, Hufpflegerin und Trainerin war das sehr faszinierend zu sehen. Die Propriorezeption der Pferde (also ihre automatisierte Koordinations- und Balancefähigkeit der „periphären Nervenmelder“ ) war umwerfend. Selbst im Galopp auf Sandstein und in unwegsamen Gelände gab es kein Stolpern oder Rutschen. Ich war platt und sprachlos – und wer mich kennt, weiß: Das kommt bei mir äußerst selten vor!
Reitreise Tag 2 – Anatolisches Hochplateau (1.600 m)
Am zweiten Tag unserer Reitreise galoppierten wir durch das Anatolien-Plateau und passierten verschiedenste Ackerfelder, auf denen Getreide, Bohnen, aber auch Wein angebaut wird.
Generell war die Reise unglaublich vielfältig. Hier ein Video mit den wichtigsten Etappen der gesamten Reise:
Wir ritten an diesem Tag auch am Damsa-See vorbei, in dem man bei heißen Temperaturen sogar mit den Pferden schwimmen kann. Den halben Nachmittag übte ich an der original türkischen Aussprache des Wortes „Merhaba!“ – also „Hallo!“ auf Türkisch. Zusammen mit meiner wachsenden Bräune näherte ich mich immer mehr den Einheimischen in Optik und Dialekt an. Fast jeden Tag ritten wir nämlich auch durch kleine Dörfer und gefühlt durch die „Vorgärten“ der unglaublich freundlichen Bevölkerung.
In meiner Heimat Österreich wären die meisten Leute sicherlich nicht sehr erfreut , wenn man mit Pferden praktisch im Innenhof durchreitet. Aber die Türken sind generell wahnsinnig freundlich und freuen sich immer, Pferde zu sehen. Mittlerweile war meine türkische Aussprache in Kombination mit meinem dunklen Teint so überzeugend, dass mich jeder Einheimische auf meinen freundlichen Gruß sofort in ein Gespräch verwickeln wollte. Ich lächelte dann immer etwas verlegen und erwiderte: „Sorry, only English!“. Für mehr reichte es bei diesem Türkeiaufenthalt an Sprachkapazität leider nicht… aber vielleicht beim nächsten Mal!
Reittag 3 – die Underground City von Golgoli
Am dritten Tag ging es zu einem meiner persönlichen Highlights der Woche: Der unterirdischen Stadt Golgoli. Bereits der Weg dorthin ist wunderschön und wir passierten viele interessante Felsformationen, Tafelberge und Weingärten.
Wir schauten uns zu Fuß die alten Höhlenbauwerke an. Ich war sofort fasziniert von dem Tunnelsystem und Niko erläuterte uns viele interessante Details zum früheren Leben in der Untergrundstadt.
Mit Niko unterhielt ich mich am Nachmittag länger. Er ist wie mein Pferd Seker ein echter Individualist, das merkt man sofort. Er erklärte mir, dass er mit diesen besonderen „trail rides“ Menschen die Möglichkeit geben möchte, ein Stück Freiheit und eigenen Individualismus wieder zu finden.
Ich war von Anfang an erstaunt, dass wir keine „strikte Gruppen-Reihenfolge“ hatten, sondern innerhalb der Reitgruppe durcheinander reiten durften und uns auch gegenseitig überholen durften. Die Ausnahme von dieser „freien Gruppenführung“ war natürlich, wenn es beispielsweise sehr eng oder auch rutschig war. Aber ich fand es wahnsinnig entspannt, nicht auf „exakten Wegen“, sondern praktisch frei durch die Weiten der Landschaft streifen zu dürfen. Manchmal ritt ich auch relativ abseits von der Gruppe, weil ich spezielle Fotoideen oder NUR Landschaft ausnahmsweise ohne Pferde ablichten wollte.
Niko hat außerdem eine interessante Aussage mehrfach während der Reitwoche zu verschiedenen Teilnehmern geäußert, über die ich lange nachdachte: „You have to think like a horse!“ – Ja, wenn wir lernen, zu denken wie UNSER Pferd, dann gibt es auch einmal kaum mehr Probleme oder Misskommunikation. Tolle Aussage und interessante Gespräche hatte ich mit Niko während unserer Reitwoche. Er ist wirklich ein sehr gebildeter und interessanter Mensch!
Abends kamen wir in unserem Hotel in Ayvali an. Ich gönnte meiner fleißigen, älteren Dame eine Sitzung „Jin Shin Jyutusu“ – also japanisches Strömen. Diese energetische Technik wirkt sich sehr positiv auf Körper, Geist und Seele aus und ich versuchte speziell ihren Muskelstoffwechsel nach der langen Tour anzuregen.
Seker genoss die energetische Behandlung und „lächelte“ die gesamte Zeit entspannt vor sich hin. Es war ein wirklich anstrengender Reittag gewesen, sowohl für Seker, als auch für mich. Ich gönnte mir also gleich eine Extraportion Magnesium und ein paar zusätzliche „Biodrogen“ – also natürliche Vitalstoffe, sowie Antimuskelkater-Globuli.
Das amerikanische Ehepaar setzte am nächsten Tag aus mit reiten. Die Tour war ihnen sehr anstrengend. Ich konnte es verstehen (hatten sie doch in ihrem amerikanischen Reisebüro eine „einfache“ Tour gebucht). Die deutsche Mitreiterin Jessica scherzte mit mir: „Sandra, am Ende ist das wie bei den 10 kleinen Negerlein, am Ende sind nur noch wir zwei übrig!“ Ich lachte. Jessica ritt ebenfalls auf professionellem Niveau und hatte früher 2-Sterne-Vielseitigkeitsprüfungen abgelegt. Es war bereits ihre sechste Reitreise mit Pegasus und sicherlich auch nicht die letzte mit mir! Wir verstanden uns großartig .
Reittag 4 – die Tunnelstadt von Kirkule
Am nächsten Tag begrüßte mich Seker mit einen leisen Wiehern. Ich musste lächeln. Mein kleiner „Dornenbusch“ war wie ausgewechselt. Offensichtlich hatte ihr meine kleine Behandlung am Vorabend gut getan. An diesem Tag besuchten wir noch eine andere „Untergrundstadt“ namens Kirkule. Wir ritten entlang von interessanten Tuffstein-Formationen, Canyons und durch wunderschöne Obstgärten, auf der wir ein paar Äpfel und Weintrauben für uns und unsere Pferde pflückten.
Nachmittags schlenderten wir durch Göreme und waren wieder fasziniert von der Freundlichkeit der einheimischen Bevölkerung und den alten Höhlengebäuden.
Reittag 5 – Der Tag, an dem ich meine erste Ballonfahrt unternahm
Kappadokien ist neben oder gerade WEGEN seiner wunderschönen Landschaft auch prädestiniert für Ballonfahrten. Ich hatte schon viel in meinem Leben erlebt, jedoch noch nie eine Ballonfahrt unternommen. Also dachte ich, jetzt ist der Moment da, wo ich das mal ausprobieren könnte. Und so sind meine Freundin Alex und ich um 6 Uhr morgens – noch etwas verschlafen – zur Ballonfahrt abgeholt worden.
Wir waren erstaunt, wie viele Menschen in Uchisar das selbe Vorhaben hatten. Ich glaube es waren an die 100 Ballone, die an diesem Morgen aufgeblasen wurden und sich schließlich majestätisch in die Luft erhoben. In einem Ballon waren meist um die 30 Personen – die Körbe waren riesig! Zuerst hatte ich ein etwas mulmiges Gefühl (ich habe etwas Höhenangst), als sich der Korb in die Luft bewegte, aber dann war es einfach nur wunderschön.
Wir sahen den Sonnenaufgang von „oben“ und wie sich die Farbe der wunderschönen Landschaft veränderte. Es war ein Gefühl von absolutem Frieden und Stille da oben über der Erde. Ich war selten so glücklich in meinem Leben wie an diesem Tag. Es war wie Mediation, wie Balsam für die Seele und pure Freude fürs Herz!
Ich möchte jedem, der diese Reise mit Pegasus-Reitreisen unternimmt, wärmstens empfehlen, die Ballonfahrt als „Extra“ mitzubuchen. Sie ist auf jeden Fall die rund 150 Euro wert! Noch lange werde ich mich an dieses Gefühl des „friedvollen Gleitens“ in der Luft in Kombination mit dem einzigartigen Ausblick erinnern und erfreuen. Und selbst für jemanden wie mich, der absolut kein Frühaufsteher ist, hat es sich gelohnt, mitten in der Nacht aufzustehen!
Nach der Ballonfahrt ritten wir dann durchs „grüne Tal“ und kamen auch beim „roten Tal“ vorbei. Dieser Tagesritt war wieder ein absolutes Highlight an landschaftlicher Schönheit und einzigartigen Gesteinsformationen.
Reittag 6 – Endlich im Love Valley!
Am letzten Tag durchquerten wir eine wunderschöne Canyonlandschaff im „weißen Tal“ und kamen final auch im „Love Valley“, also dem Liebestal, an. Die lustigen Steinformation, die an Steinpenisse erinnern, hatten mich schon bei der Reittourbeschreibung von Pegasusreitreisen amüsiert.
Die gesamte Woche habe ich mich auf diese lustigen Steinformationen schon gefreut und jetzt, am letzten Reittag, konnten wir sie live „bewundern“. Dieser Reittag war auf jeden Fall auch ein Highlight und ich war glücklich und wirklich beeindruckt von all den Erlebnissen, als wir am Nachmittag dann wieder am Hof ankamen.
Bei einem Schluck Tee und einer kleinen Kuscheleinheit mit den lieben Eselchen von Nikos Farm ließen wir die Woche noch mal Revue passieren, bevor es noch in den traditionellen „Hamam“ also dem „Wellness-Tempel“ ging, um unsere nun doch etwas müden Muskeln durch zu lockern und zu entspannen.
Ich muss wirklich sagen, dass JEDER dieser Reittage wirklich sensationell und einzigartig war. So viele unterschiedliche Landschaften, Gebirgsformationen und Kulturlandschaften gepaart mit geschichtsträchtigen Städten und schier endlosen Galoppstrecken machten die Reise nicht nur zu einem Erlebnis, sondern zu einer echten SENSATION! Und wer mich kennt, weiß, mein Anspruch ist hoch und bin ein überaus kritischer Mensch und Reiter.
Jedoch sollte man wirklich eine gute Kondition, Fitness und reiterliche Erfahrung mitbringen. Die Pferde sind zwar alle sehr gut erzogen und wirklich solide ausgebildet, aber arabertypisch auch sehr temperamentvoll und sensibel. Diese Tour ist nichts für ungeübte oder schlecht balancierte Reiter, denn der reiterliche und körperliche Anspruch ist wirklich hoch, genauso wie das Niveau dieser Reise!
Für jeden guten Reiter ist diese Reise aber mit Garantie ein Highlight nicht nur im Reiterleben, sondern ein „once in a lifetime“ Erlebnis! Wobei ich mir gut vorstellen könnte, diese Reise noch mal zu unternehmen, weil ich sie so beeindruckend war und die Landschaft absolut faszinierend fand. Falls auch Du mal mit Niko einen Kapadokya Trail Ride unternimmst, berichte mir gern davon – ich würde mich total freuen!
Alle Infos zu den Pegasus Reitreisen findest Du hier:
Viel Spaß und liebe Grüsse!
Deine Sandra
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