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Gestern war ich bei einer Kundin, die ein sehr gutes Verhältnis zu ihrem Pferd hat. Ich hab ihrem schicken Lusitano die Hufe gemacht (weil wir mit dem Ergebnis ihres eigentlichen Hufbearbeiters nicht so zufrieden waren und das Pferd sehr fühlig lief). Ich erklärte ihr, warum ich wie wo was wegenehme. Das lief folgendermaßen ab:

– Ich so: „Hier steht das Pferd komplett auf der Sohle, der Tragrand ist unter Sohlenniveau – ich nehm hier ein bißchen weg.“ Pferd kaut deutlich ab.

Hier kürze ich die Eckstreben, weil die haben schon massiv gedrückt (am gelben Entzündungshorn erkennbar)“: Der Lusitanobub schnaubt und freut sich.

„Und da raspel ich die Hebel aus der Wand raus.“ – Der Schimmel ist begeistert und macht einen gaaaaaaaaaaaaaaaaaaanz tiefen Seufzer.

Wir haben beide so gelacht, weil der Lusitanobub einfach ALLES genau mitkommentiert hat. Das war echt sooooo lustig. Immer wieder habe ich Pferde, die mit uns in dieser Form SO eindeutig sprechen. Und meist sind es die Pferde, die es schon gewohnt sind, verstanden zu werden.

Im Bild Alfonso Aguilar, jemand, der wirklich Pferde versteht und ihnen zuhört!

Ich bin ja in meinen jungen Jahren sehr viel gereist. Auch wenn ich 4 Sprachen fließend (und einige weniger fließend) spreche, so gab es doch Länder, wo ich mich sehr schwer verständigen konnte: Beispielsweise in Westchina. Dort gab es ganz wenig Menschen, die selbst anderer Sprachen mächtig waren, und viele konnten gar nicht lesen, sodass auch Wörter aufschreiben nichts gebracht hat. Ich war damals sehr oft sehr frustriert, weil mich niemand verstanden hat. Und gerade in Situationen, wenn Du dringend Hilfe brauchst, ist das besonders schlimm…

Ich denke, es geht den Pferden nicht anders. Sie reden ständig mit uns in einer sehr feinen, „subtilen“ Sprache. Weil bei vielen Pferden bedeutet ein langsames Augenschließen oder ein kleiner Zucker in der Maulpartie schon sehr viel. Sie versuchen also dauernd mit uns zu kommunizieren, aber irgendwie kommt keine passende Antwort – und ich glaube – das frustiert manche Pferde SEHR.

Werden Pferde aber „gehört“ und verstanden, dann reden sie gleich noch viel mehr. Denn Pferde sind soziale Wesen. Sie lieben es, sich miteinander auszutauschen. Meine eigenen Pferde sind alle sehr individuelle Charaktere. Sie sind lustig, sie sind kommunikativ und sie dürfen auch sagen: „Das mag ich nicht“. Sie erklären mir, wann sie dringend spezielles Futter wollen, und wann sie dringend arbeiten möchten oder einen Intensiv-Winterfell-Putzeinheit benötigen.

Ich glaube, wir verstehen uns ziemlich gut, aber richtig bewusst geworden ist mir das erst, als ich bei einem Videoschnitt-Termin für PferdeInsider mit Frau Wiemers gesprochen habe. Sie ist ja die „Begründerin“ der Zirzensik und hat 25 Jahre Erfahrung in diesem Bereich (so viel wie niemand anderer!). Ich hab ihr erzählt, dass meine Pferde sehr kommunikativ und SEHR individuell sind.

Daraufhin hat sie geantwortet: „Frau Fencl, ich glaube, alle Pferde wären so kommunikativ. Nur werden sie nie oder zu wenig wirklich verstanden. Wenn Pferde immer versuchen, mit ihrem Besitzer zu kommunizieren, aber nie verstanden werden, dann geben sie irgendwann auf. Sie sind dann frustriert und werden „stumm“. Das hat mich damals sehr nachdenklich gestimmt… und ich befürchte, sie hat Recht!

Ich kann nur jedem Pferdebesitzer wünschen, sich zu öffnen und zu versuchen, die leisen Signale seines Tieres verstehen zu lernen… Es gibt kaum etwas Schöneres als wortlose Kommunikation und völlige Harmonie mit seinem Pferd. Das ist wirklich etwas GANZ Wundervolles…

In diesem Sinne – Euch noch einen schönen, kommkunikationsintensiven Sonntag

Eure Sandra

Immer wieder treffe ich Kunden, die nach einer Trainingseinheit sagen, dass es ihnen leid tut, weil sie so einiges falsch gemacht haben mit ihrem Pferd. Manchmal werden Pferde eng ausgebunden, manchmal wird auch ganz schön in den Zügel „gerupft“, was sicherlich NICHTS mit feinen Zügelhilfen zu tun hat…

Denn das Wort ZügelHILFE drückt es eigentlich schön aus: Es soll eine Hilfe sein, das Pferd zu lösen, es im Maul zu bewegen und damit das Kiefergelenk, das Genick, den Hals, und in weiterer Folge den Rücken bis hinunter zu den Hanken (große Gelenke der Hinterhand: Hüftgelenk, Knie und Sprunggelenk) positiv zu beeinflussen…Jedoch ist es manchmal so, dass manchen Leuten die äußere Optik (Rübe runter!) wichtiger ist, als ECHTE Losgelassenheit.

Wenn man jedoch ein Gefühl für Pferde hat, und auch wirklich etwas Gefühl in seinem Allerwertesten, dann weiss frau, richtig ist nur, was sich RICHTIG GUT anfühlt, und wenn man ein Pferd runterknebelt, dann fühlt man das im Rücken des Tieres, denn es nimmt einen nicht elastisch und fein in der Bewegung mit und man kommt auch nicht zum Sitzen.

Auch bei der Therapie hatte ich schon liebe Kunden, die mit Tränen in den Augen (oder manchmal sogar auf den Backen) vor mir standen, als ich ihnen so einige Baustellen ihres vierbeinigen Lieblings erläutert habe. Es ist mir GANZ wichtig, hier zu betonen, dass ich für jeden Kunden dankbar bin (auch wenn ich manchmal im sehr großen Terminstreß bin), und ich jeden Kunden mit Freude entgegentrete und jedem versuche, so zu helfen, dass er oder sie es verarbeiten kann.

Aber ich treffe ganz oft auf Kunden, die eigentlich ein unheimlich gutes Bauchgefühl haben, und denen ich genau das bestätige, was sie eigentlich schon lange „gefühlt“ hatten, sich aber nicht umzusetzen getraut haben, weil irgendwelche klugen „Fachleute“, Stallbesitzer oder auch die viel erfahrenere Reitfreundin oä es besser gewußt haben…

Liebe Pferdebesitzer, es ist EUER Tier, und in vielen Fällen habt ihr eine wunderbare, innige Verbindung zu Eurem Vierbeiner. Deshalb hört auf Euer Herz und Euer Bauchgefühl und tut, was immer IHR für richtig haltet…

Als kleiner Richtwert: Nur, was sich gut anfühlt, kann auch richtig sein (so zumindest meine Erfahrung, ich arbeite nämlich tatsächlich viel aus dem „Bauch“, egal, was ich tue. Und ich glaube, das ist sehr wichtig in dem Bereich, den ich mache… – natürlich ist Wissen essentiell, aber Wissen ist erschöpflich, Liebe und Intuition sind es nicht)…

So weit zum „Wort am Sonntag“ – einen heut sehr esotherischen Sonntagabend wünscht Euch,

Eure Sandra (ja, wenn man alt wird, darf man auch mal esotherisch sein!)

Heute möchte ich mich mal mit dem Thema Takt auseinandersetzen. Natürlich wissen die meisten Reiter die allgemein gültige Definition: Takt ist das räumliche und zeitliche Gleichmaß aller Schritte, Tritte und Sprünge. Der Takt ist der erste Punkt in der Ausbildungsskala. Ich persönlich würde Takt UND Losgelassenheit auf einer Stufe sehen. Denn ein Pferd, das nicht losgelassen ist, hat ganz, ganz selten Takt.

Ganz wichtig ist zu sagen, dass der Takt natürlich bei jedem Pferd anders ist. Manche Warmblüter zB machen sehr große, weite Schritte. Andere Pferde, wie zB viele Ponies, machen kleinere Bewegungen, was die Schrittfrequenz natürlich erhöht. Ganz wichtig ist es aber in jedem Fall, DEN indviduellen Takt für jedes Pferd zu finden. Meiner Beobachtung nach werden viele Pferde „über Tempo“ geritten, weil es ja heißt: Ohne aktive Hinterhand (und damit aktives Vorwärts), kein Takt. Das stimmt aber nur bedingt…

Beginnen Pferde zu „rennen“, laufen also über ihrem „Wohlfühltakt“, geht eigentlich immer auch die Losgelassenheit verloren – und somit auch der reelle Takt. Gerade bei sehr temperamentvollen Pferden (wie meinem Lusitano), muss man daher am Anfang der Ausbildung (und früher auch am Anfang jeder Trainingseinheit) konkret das Pferd hinweisen: Wir reiten ruuuuuhigen Takt…

Denn nur so kam er zur mentalen und physischen Entspannung, seine Hanken (großen Gelenke der Hintergliedmaßen) waren elastisch und damit beweglich und NUR SO kann auch sein Rücken rhytmisch arbeiten, sich auf- und ab bewegen und der Rumpf „pendeln“…

Von einem wunderbaren Reitlehrer, den ich SEHR schätze (und der übrigens vom 01. bis 03. Mai 2014 wieder in Rauris/Salzburger Land auf unserem Hof ein Reit-Seminar abhält) habe ich gelernt, auf den Takt zu „hören“… Dressurmeister und Ausrüstungsexperte Eberhard Weiss fordert häufig in der Unterrichtsstunde seine Schüler auf: „Hören Sie den Takt! Denn nur ein losgelassenes Pferd hat wirklich gleichmäßigen Takt, den man auch hören kann. Und nur ein lockeres Pferd wird auch sehr „leise“ laufen. Egal ob es trabt oder galoppiert

Es ist kaum Erschütterung und auch nur ein ganz „dumpfes“ Geräusch beim Hufkontakt zum Boden zu hören… Hingegen ein „festes“ Pferd hört man nicht nur, man fühlt oft auch das Stampfen der Beine in einem kleinen „Erdbeben“, na ja, zumindest in deutlichen Bodenerschütterungen…Achtet mal darauf, wie sich Takt „anhört und anfühlt“..

In diesem Sinne wünsche ich Euch schon jetzt ein „taktvolles Wochenende“ und alles Liebe

Eure Sandra